Auf zu neuen Horizonten…

Meine Reise beginnt um 8.30 Uhr in Bad Vilbel bei Frankfurt. Ich laufe durch den wunderschönen Morgen zur Bushaltestelle.

Mein ausgefeilter und 7x gecheckter Plan endet schon am Frankfurter Hbf: mein ICE mit der schönen Sitzplatzreservierung in der ersten Klasse kommt erst 30 min später, ich verliere alle Anschlüsse. Ich bin zuerst ratlos, weil ich automatisch mit Problemen gerechnet habe, aber doch nicht gleich hinter der Haustür. Zunächst hilft weiteratmen und dann besinne ich mich darauf, dass ich alles auf dieser Reise freundlich und neugierig betrachten und entspannt erwarten will, dass es immer weiter gehen wird.

Der Tunnel in meinem Blick löst sich auf und ich nehme wahr, dass 3m vor mir ein DB – Infostand ohne Warteschlange steht. 5min später habe ich eine neue Verbindung, einen anderen ICE und verliere nicht mal Zeit. Nach Logik frage ich nicht. Ich bin glücklich und meine Reise geht weiter.

Die freundliche Frau vom Boardservice vergisst meine „ich gönn mir jetzt was“-Bestellung. Als ich sie geraume Zeit später dran erinnern kann, zerfleischt sie sich in Selbstvorwürfen. Ich vergebe großherzig und werde mit zusätzlichen Kekstütchen belohnt, vorallem aber mit einem sehr schönen Kontakt mit einem anderen Menschen. Geben und Nehmen.

Die nächste Etappe hat mir die Beobachtung eines kleinen Jungen und seiner Mutter versüßt. Nachdem er sich eine ganze Weile beschäftigen konnte, teilt er seiner Mutter ganz sachlich mit: „Mama, jetzt wird mir aber langsam langweilig.“ Seine Mutter blieb genauso entspannt wie er, reichte ihm nicht etwa ein Handy o.ä. oder begann zu entertainen, sondern antwortete:“Dann schau doch jetzt ein bißchen aus dem Fenster.“ Ich habe leider kein Foto, nur im Kopf dieses Bild von dem Kleinen, der den Kopf auf beide Arme gestützt, aus dem Fenster sieht und leise murmelt:“Bäume…Bäume…ein ganzer Waldrand…Bäume…Hügel… Hügel… eine Stoppe (eine geschlossene Schränke, hinter der Autos warten)…“ Allen neidischen Müttern sei gesagt, dass dieses Spiel nicht allzu lange anhielt, der Genuss diesem gesunden und geliebten Kind zu zusehen hielt noch eine Weile.

Der Rest meiner Reise verlief genau nach – neuem-Plan. Um 14 Uhr hatte ich genug vom Bahngerattere und noch 3,5h vor mir. Als wir durch München fahren, bin ich gerade damit beschäftigt, das was ich von der Stadt sehen kann, hässlich zu finden, als ich auf dem Schild lese, dass wir gerade durch Starnberg rollen. Da war doch was mit See, denke ich und drehe mich um. Da liegt ein wunderschöner blauer See, umgeben von saftigem Grün und die Menschen drängen sich auf den Rändern der Bootsstege wie Seerobben zusammen. Was Perspektivwechsel so ausmacht…

Von einem telefonierenden Busfahrer einhändig durch die engen Straßen chauffiert, komme ich schließlich am Ziel an und werde von der Rezeptionistin freundlich und bestimmt, gecheckt, mit Schlüssel bestückt und gescheucht. Ruckzuck stehe ich meiner Gruppe gegenüber und amüsiere mich im geheimen darüber, dass doch in jeder Gruppe bestimmte Typen vertreten sind. Hier habe ich die Karrierefrau, die ihr Publikum braucht, den ältlichen Gigolo, die Flippige, den gut aussehenden Schwiegermuttertraum, das scheue Reh, den gutmütigen Stillen- diesmal sieht er selber aus wie ein geschnitzter Alm-Öhi- naja…und ich

Es ist ein schöner Start gewesen. Die Berge machen deutlich, wie weit weg ich von zuhause bin.
Drinnen mit den Menschen ist es heimelig und geborgen. Ich freue mich auf morgen!

Gte Nacht!

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