Ausstellungsabbau in Clausthal

Fünfzehn Wochen nach der Eröffnung fahre ich wieder in den Harz, um meine Ausstellung im Rehazentrum abzubauen.
Ich wurde mehrfach gefragt, wie es mir damit ginge: Ich bin satt und zufrieden. Es ist das Gefühl, nach einer schönen Feier den Geschenketisch aufzulösen: Da sind Erinnerungen an schöne Momente und Dankbarkeit. Und es kamen sogar noch weitere Geschenke hinzu.
Zuerst verabschiede ich mich von Robin, meinem Kontaktmann im Rehazentrum. Seine stete Anerkennung und Offenheit hat mir nicht nur bei der Klinikleitung den Weg freigeboxt, sondern auch geholfen, den Mut aufzubringen, mit meinen Figuren mein emotionales inneres Wesen zu zeigen. Wir gehen mit warmen Worten und der gegenseitigen Versicherung auseinander, dass wir dies oder etwas Ähnliches gerne wiederholen können.

Rückmeldungen von den Patienten selbst bekomme ich wenig, auch wenn jeder der Mitarbeiter, mit denen ich spreche, mir erzählt, dass er immer Menschen in der Ausstellung gesehen habe. In meinem Sammel-Ei sind in den 15 Wochen fünf Zettel gelandet. Doch die Mischung ist schön. Dreimal sind es positive Rückmeldungen, von denen eine ihre Emailadresse mitteilt und darum bittet, weiter informiert zu werden. Zweimal teilen die Menschen mit mir ihr eigenes Schicksal und ihre Gedanken.

Der Abbau läuft glatt und zügig. Immer mal machen die Menschen um mich herum Bemerkungen, bedauern, dass ich abbaue, schenken mir anerkennende Worte. Das Interviewvideo scheint in der Klinik mehr die Runde gemacht zu haben, als ich dachte. Als ich zum Büro des Leiters der Psychosomatik komme, schaut die Vorzimmerdame auf und begrüßt mich sofort mit: „Ach, Sie sind doch Frau Below!“ Vorgeschmack kommenden Ruhms.

Herr Koch überschüttet mich zum Abschied mit Anerkennung. Der Patient hat in Zukunft das Recht, selbst eine Rehaklinik zu wählen. Nun müssen sich diese im besten Licht präsentieren und meine Person stellt das absolute Idealbild einer Patientengeschichte dar. In Kombination mit Robins kunstvollem Dreh erntet Herr Koch zur Zeit überall zentnerweise Anerkennung. Er bedankt sich bei mir mit dem herrlichen Versprechen, mir als „freier Mitarbeiter“ zur Verfügung stehen zu wollen, wenn es darum gehe, meine Ausstellung in anderen Kliniken unterzubringen.
Ich bin froh, schon vorher entschieden zu haben, ihm eins der Bilder zu schenken, das ihm besonders gefiel. Er ist begeistert und verspricht ihm einen Ehrenplatz in seinem Haus.

Der Tag endet mit einer Andacht, an der ich als Interviewpartnerin teilnehme. In der Vorbereitung hat die Pastorin mir berichtet, wie intensiv sie die Ausstellung mit ihrer Trauergruppe genutzt hätte. Wir unterhalten uns über solche Fragen wie, ob mein Glaube Einfluss auf mein Modellieren hat und ob sich mein Glaube in der Zeit meiner Erkrankung und Genesung verändert habe. Auch hier werde ich mit warmen Worten und der Bitte um Wiederholung verabschiedet.

Wenn ich das so schreibe, klingt es überschäumend und fantastisch und das war es auch. Und ich glaube, es war sogar noch mehr als das: es war die Ernte eines langen, intensiven Prozesses. Damit ist es ein einmaliges besonderes Erlebnis, das es so nicht wieder geben kann. Und gleichzeitig ist es der Nährboden, das Potential, aus dem ich jetzt schöpfe, die Basis auf der andere Pläne entstehen können. Der Tag war super anstrengend, ich bin froh, wieder zuhause in der Ruhe angekommen zu sein und gleichzeitig glücklich, mit der KLP schon das nächste große Projekt in Reichweite zu haben. Zwei völlig unterschiedliche Welten und doch bin ich gespannt auf die Schnittmengen und die Entdeckungen, die ich machen werde. Ich werde berichten! Herzliche Grüße und ein warm empfundener Dank für die Möglichkeit, durch mein Reflektieren und Teilen hier mit euch, das Erlebte noch einmal genießen zu können.

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