Wenn der Zensor ins Theater geht

Wenn ich nicht aufpasse, fängt bald jeder neue Blog mit einem „Hach, wie schnell die Zeit vergeht!“ an. Schwupp ist der Urlaub 6 Wochen her und eine Menge neuer Eindrücke haben sich aufgestapelt. Neben den verschiedensten Schauplätzen des Alltags, war das wunderbarste eine Woche Kreativzeit in Hannover. Ich habe bei einem Theaterprojekt an der Technik mitgearbeitet.

Für die Zeit bin ich in den Schrebergarten meiner Schwagerfamilie gezogen, habe tagsüber im grünen Paradies modelliert und bin nach dem Theater durch die Sommernacht geradelt.

Dieser Mix aus totaler Unabhängigkeit und adrenalingetränkter Gemeinschaft war der perfekte Rahmen, um meine innere Hürde zu überwinden und mich wieder mit der Figur meines inneren Zensors zu befassen. Den Anfang hatte ich im Oktober 2022 gemacht und mich seit dem von größeren und kleineren Ausstellungen, Homepage, Coaching und Familienthemen davon abhalten lassen. Nun ist er wieder im Arbeitsprozess und ich freue mich sehr daran.

Wenn ich vom „Zensor in mir“ spreche, meine ich eher einen Stimmenchor. Ich beschreibe damit die Blockade in mir, die manchmal entsteht, wenn ich mich mit einem Thema beschäftige und plötzlich in einen Zustand innerer Spannung und widerstreitender Gefühle gerate.

Meine ursprünglichen Gedanken rufen eine Fülle von Gegenargumenten, Emotionen und Impulsen hervor, die sich manchmal gar nicht wie ich selbst anfühlen, aber dennoch so kraftvoll sind, dass ich viel Energie darauf verwenden muss, mich in diesem Gewirr zurechtzufinden. Es gilt, Wichtig von Unwichtig zu unterscheiden, Emotionen zu beschwichtigen und eine Entscheidung zu treffen, mit der ich wieder handlungsfähig werde.

Ich habe ein Bild im Kopf und bin gleichzeitig gespannt, was am Ende entstehen wird. Da ich mich ja nicht mit einer Theorie, sondern mit einem sehr lebendigen Anteil meiner selbst befasse, liegt es im Wesen dieses Themas, dass ich ein Gefühl des „so ist es richtig“ wahrscheinlich nicht erreichen werde… So entwickle ich fasziniert eine Bild für etwas, das sich in einem lebendigen Veränderungsprozess befindet. Es ist also eher eine Momentaufnahme.

Vielleicht wird sich mancher darin wiedererkennen, andere den Kopf schütteln. Die Auseinandersetzung mit mir selber tut mir gut und gleichzeitig freue ich mich darauf, über die fertige Figur in Austausch und Auseinandersetzung mit anderen zu kommen. Hm, warum eigentlich?

Während ich hier schreibe, habe ich den Blick auf Blumen in meinem Garten, die ihre langen Stile aneinander lehnen und sich so gegenseitig Halt geben. Für mich sind Gespräche mit anderen, in denen wir unser Erleben dem anderen öffnen und uns gegenseitig hinter die Fassade schauen lassen, eine Begleitung in meinem eigenen Wachstum. So wie es mich auch erdet, hier meine Gedanken in Worte zu fassen und zu wissen, das jemand meine Gedanken lesen wird und seine eigene Resonanz darauf wahrnimmt.

In diesem Sinne herzliche Grüße aus meinem herrlichen Spätsommergarten!

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